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s L i b e r a l e T a g e b u c h
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Sammlung Originaldokumente
aus „Das Liberale Tagebuch“, http://www.dr-trier.de |
Guido Westerwelle zum Haushaltsbegleitgesetz
im Deutschen Bundestag am 19. Mai 2006 Das Liberale Tagebuch am
2. August 2006. Von dieser Rede war längst zu hören, daher wird heute
nachgeholt was in die Geschichtsbücher gehört. Einfach in Diktion,
Gedankengang und Fakten. Auch deswegen für „Feuer unter dem Hintern“ Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Kolleginnen und Kollegen! Herr Finanzminister, Sie haben hier wortgewaltig
und mit heftigen Attacken gegen die Opposition zunächst einmal erzählt, dass
Sie gar keine Alternative zu einer Steuererhöhung hätten. Sie haben das hier
alles begründet. Wir wollen einmal eines festhalten: Die Tatsache, dass Sie
in diesem Hause überhaupt Steuererhöhungen begründen können, ist
ausschließlich darauf zurückzuführen, dass Sie vor der Wahl das glatte
Gegenteil von dem gesagt hatten, was Sie jetzt hier am Pult von sich gaben
das glatte Gegenteil. Sie behaupten, die FDP, die Opposition, hätte, wenn sie
sagt, Steuererhöhungen könne man vermeiden, kein stringentes Konzept. Das sind die Flugblätter, die Sie überall in Deutschland
verteilt haben. „Mehrwertsteuerpläne der CDU gefährden Konjunktur“ SPD.
„CDU/CSU-Pläne sind Gift für die Beschäftigung“ SPD. „Merkel Steuergefahr für Konjunkturerholung“ SPD. „Nein zur Erhöhung der Mehrwertsteuer“. „Verhindern Sie“ so schreiben Sie wörtlich „die Erhöhung
der Mehrwertsteuer. Wählen Sie am 18. September SPD“. Jeden, der SPD gewählt hat, betrügen Sie am heutigen Tage.
Das muss an dieser Stelle klar ausgesprochen werden. Sie sollten nicht so
tun, als hätten Sie nichts gewusst. Sie waren Ministerpräsident, Sie kannten
die Staatsfinanzen. Die SPD hat regiert, Sie kannten die Staatsfinanzen. Sie
sind doch nicht im Stadium der Unwissenheit plötzlich auf der Regierungsbank
gelandet! Wenn Sie hier allen Ernstes von denen, die in der Opposition
sitzen, sagen, das sei keine politische Kultur, dann muss ich Sie fragen: Was
ist es denn für eine politische Kultur, einen Wahlbetrug am heutigen Tage zu
begehen? Sie sind das doch gewesen. Frau Merkel im Wahlkampf: „Steuererhöhungen zum Stopfen von
Haushaltslöchern schaden der Konjunktur.“ Das ist mit uns nicht zu machen. Genau
das machen Sie heute. Herr Müntefering: „Wer in dieser Situation die
Mehrwertsteuer erhöhen will, vernichtet zusätzliche Arbeitsplätze in unserem
Land.“ Wenn Sie am heutigen Tage Arbeitsplätze vernichten, dann
müssten Sie die Erhöhung sein lassen. Kehren Sie um, verhindern Sie diesen
Steuerirrsinn, der heute im Bundestag beschlossen werden soll! Sie schauen hier bedröppelt drein Herr Eichel grinst,
klar. So viele Abgeordnete der SPD, wie hier sitzen, gäbe es im Deutschen
Bundestag gar nicht, wenn Sie vor der Wahl angekündigt hätten, die
Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte zu erhöhen. Dann kommt so eine lässige Begründung von dem
Finanzminister, man müsse jetzt abwägen zwischen Worthalten und
Steuererhöhen. „In der jetzigen Lage konjunkturpolitisch kontraproduktiv“
Peer Steinbrück. Daraus, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden wir
Sie nicht entlassen. Das werden Sie von uns die gesamte Legislaturperiode
lang immer und immer wieder hören. Wenn Sie dann das Lied singen, Sie hätten
keine Alternativen: Hunderte von Anträgen haben wir im Haushaltsausschuss
bereits gestellt, die Sie nicht beschließen wollen. Es gibt eine Alternative
in Deutschland zur größten Steuererhöhung in der Geschichte der Republik. Es ist mir schon klar, dass Ihnen das unangenehm ist die
ertappten Sünder. Oder mit anderen Worten: Die Konvertiten sind immer die
Schlimmsten, um das noch einmal auf den Punkt zu bringen. Ich sehe genügend
von der Union, die sich noch an die Auseinandersetzungen im Wahlkampf
erinnern. Jetzt dürfen Sie das alles gar nicht mehr sagen. Wir haben ein Alternativkonzept vorgelegt. Ich sage Ihnen,
was die Alternative zur größten Steuererhöhung in der Geschichte der Republik
ist: ein niedrigeres, einfacheres und gerechteres Steuersystem, das bewirkt,
dass Leistung sich lohnt und dass Unternehmen und Bürger entlastet werden,
damit die Konjunktur anspringt. Denn nur wenn die Konjunktur anspringt, gibt
es Arbeitsplätze. Es kann nur Steuern zahlen, wer Arbeit hat. Aber Sie
ignorieren die einfachsten Zusammenhänge. Die Staatsfinanzen werden nicht durch Steuererhöhungen
gesund. Die Staatsfinanzen werden gesund durch neue Arbeitsplätze.
Arbeitsplätze werden vernichtet, wenn Sie die Steuern erhöhen. 5 400
Unternehmen sind in letzter Zeit nach Österreich abgewandert. Herr Steinbrück
sagte zu Herrn Grasser: Das ist aber gemein. Was ist das überhaupt für eine
Art und Weise, auf den internationalen Wettbewerb einzugehen? Absurd ist das,
was Sie hier betreiben. Sie müssen die einfachsten ökonomischen Gesetze
wieder beachten. Das heißt, es muss in Deutschland investiert werden, wenn
hier Arbeitsplätze entstehen sollen. Die Konsolidierung der Staatsfinanzen
wird nur durch eine wirtschaftliche Erholung erreicht. Genau diese machen Sie
am heutigen Tage nachhaltig kaputt. Was für ein Unfug, den Sie hier heute
beschließen! |