D a s   L i b e r a l e   T a g e b u c h

Sammlung Originaldokumente aus „Das Liberale Tagebuch“, http://www.dr-trier.de

 

 

 

 

Von der Web-Site der FDP am 16.11.06

Niebel: Schwarz-rot wie rot-grünes Gemurkse



Dirk Niebel

Dirk Niebel

Zum Jahrestag der schwarz-roten Koalition zog FDP-Generalsekretär Dirk NIEBEL am Mittwoch eine durchweg negative Bilanz. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Regierungskoalition im Prinzip eine Fortsetzung des "rot-grünen Gemurkse mit anderen Mehrheiten" sei. Mit Blick auf Arbeitsmarkterholung und die Konjunkturbelebung sagte Niebel, dass es "Selbsttäuschung" sei, sollte die Koalition denken, es "wäre ihr Verdienst". Vielmehr müsse man sich wundern, dass es einen Aufschwung "trotz" schwarz-roter Politik gebe.

Von Journalisten über die Zukunft der Regierungskoalition befragt, erklärte Niebel, dass ihn SPD und CDU/CSU an zwei Boxer erinnerten, die sich in der letzten Runde gegenseitig auf den Beinen hielten. Er zog einen Vergleich zum "Klima wie in der Endphase von Rot-Grün". Die beiden Parteien "streiten sich wie die Kesselflicker und gönnen sich nicht den Dreck unter den Nägeln", fuhr er fort.

Aus Sicht der Liberalen könne man mit der bisherigen Arbeit nicht zufrieden sein, so Niebel. Als Beispiele nannte er die Mehrwersteuererhöhung und die Gesundheitsreform. Zudem bemängelte er, man habe bei der Föderalismusreform die Finanzierungsregelungen unter den Ländern in die Zukunft verschoben. In der derzeitigen Verfassung sei keine der Regierungsparteien ein guter Partner. Daher sehe er, die "FDP als klare Alternative zur Großen Koalition der kleinen Schritte und der großen Abzocke".

Guido Westerwelle

    Guido Westerwelle

FDP-Partei- und Fraktionschef Guido Westerwelle hatte bereits im Magazin "Focus" deutliche Kritik an der schwarz-roten Bundesregierung geübt. "Bei den Steuererhöhungen ist diese Koalition schlimmer als die Vorgängerregierung", so Westerwelle. Insbesondere die internen Streitigkeiten zeichneten die Regierung aus: "Der Zerfallsprozess ist in vollem Gange. Herr Struck schimpft über die Union, Frau Merkel schimpft über Herrn Struck und verlangt ein Eingreifen von Herrn Beck. Herr Stoiber schimpft gegen alle." Deutschland verliere mit dieser Regierung kostbare Jahre, so Westerwelle.

Vergangene Woche legte die FDP-Bundestagsfraktion zudem im Bundestag eine kritische Bilanz nach dem ersten Jahr Schwarz-Rot mit dem Antrag "Mehr Freiheit wagen" vor. Auch hier das kritische Fazit: In keinem der wichtigen Reformbereiche ist die Koalition zu überzeugenden Lösungen gekommen. FDP-Wirtschaftsexperte Rainer Brüderle warf Schwarz-Rot in seiner Rede vor, die Chancen nicht zu nutzen und in einer "Selbstblockade" zu verharren.

In seiner Rede erklärte Brüderle, dass aus der so genannten großen Koalition eine Regierung geworden sei, in der nichts mehr möglich ist. "Die Roten bewachen die Schwarzen und die Schwarzen bewachen die Roten", verdeutlichte Brüderle den Reformstillstand unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sogar in einem Jahr, in welchem "die Steuerquellen sprudeln" schaffe es die Koalition beispielsweise nicht, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.

"Sie schaffen keine wesentlichen Veränderungen", hielt der liberale FDP-Wirtschaftsexperte der Regierung vor und verwies dabei auf das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen, in dem von verpassten Chancen und nicht ausreichenden Reformen die Rede ist. "Nutzen sie diese Chancen und verschlafen sie diese nicht", appellierte Brüderle an die Adresse der Regierung.

In dem von der FDP-Fraktion eingebrachten Antrag "Mehr Freiheit wagen" wird der Regierung vorgehalten, dass die Grundzüge der von Kanzlerin Merkel am 30. November vergangenen Jahres in einer Regierungserklärung erläuterten Politik nicht erkennbar seien. In keinem Reformfeld, welches die Regierungschefin als wichtig kennzeichnete, sei die große Koalition zu überzeugenden Lösungen gekommen. "Die Politik der schwarz-roten Bundesregierung zeigt keine eindeutige Zielrichtung, es fehlen konzeptionelle Klarheit und programmatische Geschlossenheit. In vielen Bereichen wirken die vereinbarten Initiativen der Regierung nicht von sachpolitischer Vernunft geleitet, sondern von der Suche nach Kompromissen gezeichnet. Insbesondere in den Kernbereichen wirkt die Regierungspolitik mutlos und antriebsarm", heißt es in dem Antrag.

15.11.2006