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Liberal-Köln

Stand: 27. März 2002, 18:00 / 04.08.01 / 25.06.01

Nummern an der Lampe: modern-sozial-gerecht

Es muss in der Abenddämmerung der 43jährigen Epoche „erfolgreicher SPD- Kommunalpolitik“ gewesen sein, da gerieten sich die grünen und die roten sozialistischen Stadtväter bzw. -mütter darüber in die Wolle, ob in Köln zu viele oder zu wenige Pfosten mit Straßenbeleuchtung aufgestellt seien.

Die grünen Sozis meinten, es solle die Landschaft nicht zubetoniert werden und überhaupt was solle die Lichtverschwendung; die roten Sozialisten, es müsse – ähnlich wie zu Zeiten der Flugaffäre – zwecks Verschleierung jeglicher Soziali- sierungstendenzen alles nach Recht und Ordnung zugehen. Also müsse alle 22,34 m, wie vorgeschrieben, ein Lichtpfosten zwecks nächtlicher Beleuchtung aufgestellt werden. Schließlich müsse auch darüber gewacht werden, ob Alt- meister Kohl im Dunkeln nicht irgendwelche Spenden recycle und den Phari- säern in Berlin den Auftritt vermassele. Da die Regelung über den Abstand der Lichtpfosten, schon wegen bestehender Besitzstände ohnehin gefährdet war, gerieten die Flugamigos in noch heftigeren Streit. Um nun die Ökosteuer, die Gesundheitsreform und die Justiz-Reform von Fr.Prof.Dr. nicht zu gefährden, einigte man sich darauf, die Licht-Pfosten gemäß neuestem technischen Stan- dard ganz modern, gewissermaßen verfassungskonform, d.h., karlsruhelike, zu zählen: neo-grünroter Turbo-Sozialismus pur.

Die Ergebnisse dieser Zählungen müssen Ernüchterung erzeugt haben, weil die Zahlen je nach Witterung, Wahlergebnissen, Verfügbarkeit von Flugtickets und anderer Widrigkeiten (etwa schlecht vorbereitete Fischer-Reden zum Thema Außenpolitik) um plus/minus 10 % rechtsstaatlich unzumutbar und sozial wenig gerecht schwankten. Wenn die Bürger mit ihrer FDP, der Partei fürs Volk, dies erführen, gäbe es einen veritablen Volksaufstand. Was tun?

Ein ganz schlauer Beamter legte seine hohe Stirn in Falten und orakelte: Lasset uns die Pfosten nummerieren. Rechtsstaatlich perfekt! Arbeitsplatzschaffend! Industrie- und gewerkschaftsfreundlich! Insbesondere Rau-freundlich, denn die Anzahl nicht gezählter, also diskriminierter, d.h., gesellschaftsspaltender Posten könne auf Null zurückgefahren werden: Sozial – gerecht – modern.

Inzwischen wurde die frühere Ratsmehrheit von den Wählern pensioniert. Der Nummern–Auftrag aber, aus unerfindlichen Gründen und trotz nunmehr stark präsenter akademischer Würde nicht rechtzeitig genug gelöscht. Eines Tages prangten also an sämtlichen Lichtpfosten im Kölner Süden schwarze Plastik- täfelchen mit leuchtend gelben Nümmerkens.

Jedoch, o weh, die fixen Leute von der FDP kamen doch dahinter. Bei den eta- blierten Seilschaften gingen die Alarmglocken auf Dauerbetrieb. Eine Begründung für das Nummern der Erleuchtungsvorrichtungen musste her.

Nach Konsultation mit Frau Engelen-Käfer (Gewerkschaft), dem gloriosen Bun- deswirtschaftsminister (zuständig für die wählermaximierende Pflege der Markt- wirtschafts-Nostalgie), Fr.Prof.Dr (Paragraphen-Expertin, ebenfalls Bundesregie- rung) beschied unser Oberster Mattscheiben Macho (OMM): sozial-gerecht-mo- derne Nummern müssen zwecks Arbeitserleichterung beleuchtet werden. (Die Umkehrung der Argumentation fiel angesichts des politischen Sodom und Gomorrha unser Zeit nicht weiter auf.) Unsere Beamten würden schon dahinter kommen, wie ihnen Nummern an Lichtpfosten die Arbeit künftig erleichtern könnten.

Praxis: Eines Abends merkt Oma Müller, dass eine Nummern-Lampe ausgefal- len ist. Es ist sehr dunkel, es fegt heftiger Westwind und es schneit tonnenwei- se. Unsere wackere Bürgerin will verantwortlich sein und ruft bei der Verwaltung an:

    Oma Müller: „Eine Lampe ist ausgefallen, man sieht nichts“

    Beamter: „Wo ist die Nummer?“

    Oma Müller: „Weiß ich nicht“

    Beamter: „Die Nummer an der Lampe“

    Oma Müller: „Da ist niemand“

    Beamter: „Doch, wir haben für Nummern an allen Lampen gesorgt“

    Oma Müller: „Ich wohne nicht an der Brühler Landstraße“

    Beamter: „Macht nichts. Sie berühren mal den steifen Stiel der Lampe und tasten sich bis zur Nummer vor“

    Oma Müller: (ups, das war ihr seit langem nicht mehr passiert) ?

    Beamter: „Ich warte bis Sie fertig sind“

    Oma Müller: „Dafür jetzt ins Freie gehen, unzumutbar!“

    Beamter: „Der OMM hat alles modernisiert, ohne Nummer geht nichts“ (legt erleichtert auf).

    Oma Müller: ???? ???? ???? ????

Die Moral (1) von der Geschichte: Arbeitserleichterung heute bedeutet, BVerfG- fest, Arbeitsvermeidung . Früher musste der Beauftragte zusehen, wie er lichtlo- se Lampe fand. Insbesondere bei ungünstiger Witterung hat der Beamte nunmehr nach Recht und Ordnung verbrieftes Recht nichts zu tun, wenn Oma Müller die gesetzliche Nummer nicht liefern kann; der Bundesoberbuchhalter freut sich über die rechtsstaatlich abgesicherten „Einsparungen“.

Die Moral (2) von der Geschichte: Grüne Neo-Sozialisten erhöhen die Ökosteu- er, denn es sinkt der Stromverbrauch.

Die Moral (3) von der Geschichte: Schade, dass Grünrot ganz bald ganz zu Ende ist. Worüber sollen die Bürger dann lachen?

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Köln