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Stand: 5. August 2002, 8:00 / 14.05.01

Warum jammern Katzen ... ?

Fälle von (nicht zielführender) Unzufriedenheit hat es in politischen Parteien schon immer gegeben. Leider führt häufig Unverständnis und Verdrossenheit über den „Parteibetrieb“ zu Passivität und später sogar zum Austritt. Folgender hypothetischer Ablauf charakterisiert die allseits unbeachteten „Stolpersteine”:

  1. Eigentlich Interesse an Politik
  2. Man müsste etwas tun
  3. Aber der/die passt mir gar nicht
  4. Was der/die sagt, ist aber gar nicht schlecht
  5. Man müsste mitmachen
  6. Aber vor Jahren, als Strauß noch ...
  7. Und überhaupt kann ich etwas bewegen?
  8. Man müsste einmal MdB sein, dann aber ...
  9. Kann doch gar nicht so schwierig sein
  10. Diese Sozialisten sind ja entsetzlich borniert
  11. Man müsste etwas tun
  12. Und die CDU/CSU und alle anderen sind ebenfalls borniert
  13. Nein, die FDP ist nicht so borniert, die sind kompetent
  14. Wäre da nicht das Thema ZZ und der/die XX
  15. Also man müsste etwas tun
  16. (Heldenhaft:) SO! ich bringe die Welt in Ordnung (zu sich selbst: Alle mal stillgestanden !)
  17. Telefonanruf, Ausfüllen Eintrittsgesuch, Post, Sache von 2 Tagen.
  18. ????
  19. Am Wochenende: noch immer keine Aufnahmebestätigung. Komisch.
  20. Nach drei Wochen: endlich. Standard-Formular mit Namen, Beitragshöhe, Adresse eingetragen von dem/der Kreissekretär(in), die Mischung aus Mata Hari und Spieß (Bundeswehr). Wieso hat Dr. Guido Westerwelle die Begrüßung nicht persönlich an mich gerichtet?
  21. ????
  22. Wir müssen doch die amtierende Bundesregierung rausschmeißen. Wa- rum gibt es nicht endlich einmal eine Besprechung auf Stadtebene. Ich hab doch so ein paar Gedanken. Worauf warten die denn? Vorsichtshalber Beitragszahlung für anderthalb Jahre.
  23. Also dieser Clinton mit seiner Lewinski. Unerhört.
  24. Der/Die YY war mal wieder richtig gut.
  25. KREISPARTEITAG !!! Jetzt aber. Ach, wie schade, erst in drei Wochen.
  26. Unmöglich diese Politik: Hier in unserem Viertel klappt es immer noch nicht mit dem Ladenschluss und außerdem ist es doch unerhört, dass die Chinesen Tibet noch immer nicht freigegeben haben. Und der Fischer hat sowieso nur eine große Klappe. Merken "die" (Einwohner der Parteizentra- le) das denn überhaupt nicht? Ich schreibe mal an den Parteivorsitzenden, der soll übrigens doch nicht so böse mit dem armen XYZ umspringen.
  27. Morgens vor dem Aufstehen: Ha, der große Tag.
  28. Keine Konzentration bei der Arbeit. Wie das heute Abend wohl wird?
  29. Pünktliche Abfahrt. Parkplatz halbwegs geklappt. 5 Minuten vor Beginn Eintritt in die Arena. Eingangskontrolle. OK. Um Himmels Willen: Wohin setzen? Emsiges Treiben. Alle sprechen mit allen. Einer/eine der/die he- rumsitzt, offenbar nichts besonderes zu tun hat, nimmt sich des Neulings an. Das obligate Ritual, kein Problem, kennt man, wer die Welt in Ord- nung bringen wird, kann sich benehmen. Andere (insbesondere Amtsin- haber, Mandatsträger und solche die es werden wollen) bemerken: "Oh, neues Mitglied" Begrüßungstourismus. Sogar ein offenbar ganz Wichtiger kommt vorbei. Na, also - waren alles nur Missverständnisse. Hier werde ich gebraucht. Jetzt geht es bergauf. Händespucken, à la Sozialprodukt. Begrüßungsrede des/der Kreisvorsitzenden sowie entsprechender "Re- chenschaftsbericht" (na klar!), ungewöhnlich interessant und anregend. Da über den Ladenschluss im Viertel und das Tibetproblem nicht gesprochen wurde, entstehen ein paar Stichworte (für den Fall, dass jemand "meine Meinung dazu hören will"). Anträge. OK, mein Thema passt nicht. Schließlich gegen 22:30 Uhr "Verschiedenes" Jetzt aber! Möchte sich (etwa) jemand zu Wort melden? Und ob. Ja bitte, hinten links, wie ist bitte noch einmal Ihr Name? Naweseis? Nein, NASEWEIS, Schuldigung, bitte Herr/Frau Vaseneis.
  30. Also, schon die Phönizier ... (es wird still) ... und die Römer mussten ein- fach ... (es wird gesprochen) ... während Karl der Große ... (der Vorsitzen- de rückt auf seinem fernen Stuhl merklich hin und her) ... entschloss sich Kant ... (wieso applaudieren die nicht, es kommt doch gleich Tibet und der Ladenschluss, die haben nicht verstanden, also drei Jahrhunderte zurück) ... weshalb Luther gemäß dem Motto “Vorfahrt für Vernunft” den Bauern sagte ... (einige gehen, weitere Auflösungserscheinungen, angeregte Ge- spräche im Publikum - Schweißperlen entstehen) ... Der Vorsitzende
    sehr, sehr schonend, aber unmissverständlich: „Uhr-, äh, Redezeit" ... (O Gott, ich muss schneller werden, Bismarck, Hitler und Adenauer über- springen und auf die örtlichen Probleme eingehen) ... also, es ist eine nicht hinnehmbare Schlamperei, dass ich schon seit Jahren dahinter her sein muss, die Sache mit dem Ladenschluss ... (alte Hasen, insb. auch Veteranen der Jugendorganisationen und die die kurz davor stehen, verbie- gen ihre Mundwinkel nach unten) ... und ich muss da doch einmal ganz deutlich sagen, ein solches Versagen ... alle in die Wüste ... auch wegen der Art und Weise wie Eintrittsgesuche "behandelt werden" ... (Mundwin- kel nun ähnlich Thyssen-Krupp-Logo, Augen rund, Ohren schlackern, in der halb leeren Arena hört man nun wieder eine Stecknadel fallen - "Jetzt habe ich die aber gepackt") ... Und daher ist es eine Unverschämtheit, dass der Schröder sich zur Trauerfeier in den Dom setzt, um sich photo- graphieren zu lassen, statt die Unverschämtheit mit dem Ladenschluss in Ordnung zu bringen ... und weil er sich so unverschämt verhält ist das eine Unverschämtheit in der Unverschämtheit ... Der Vorsitzende hat das rethorisch-mentale Recycling instinktsicher erkannt und erbarmt sich: Vie- len Dank, wir haben verstanden, weitere Wortmeldung oder in den Außen- politischen Unterausschuss der Bundeskommission f. Weltraumordnung? Letzteres einstimmig, mit einer Enthaltung. Danke. Ende.
  31. Die Letzten strömen eilig teils mit strengen (ts, ts, ts), teils mit mitleidi- gem Blick dem Ausgang zu. Der Vorsitzende kommt vorbei und sagt mit einem Ausdruck von Zahnpastawerbung kurz angebunden: "Vielen Dank für Ihren Beitrag - auf Sie haben wir hier gewartet" - und ist schon bei dem Wort "wir" eilig weitergegangen. (Der Nachtrag zu den Themen Bismarck, Hitler und Adenauer konnte er/sie auch nicht mehr loswerden). Trost, im Schweiße des Angesichts: Ich muss rhetorisch noch etwas besser wer- den ...
  32. Am nächsten Morgen: Katzenjammer.

In "Volksparteien" werden die Mitglieder per Ochsentour "sozialisiert" (homogenisiert und abgeschliffen). Folgendes Denkmodell hilft Liberalen: Alle Parteimitglieder sind "politische Aufsichtsräte"; einige bekleiden Ämter und Mandate, sind formell auch Aufsichtsratsmitglieder, aber von ihrer Rolle als "politische Geschäftsführer" so geprägt, dass eine Unterscheidung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bemerkbar und erfahrbar wird. Das Denken und Verhalten des Nur- Arbeitgeber-Mitgliedes (AR) wird durch diese Anschauung vielfältig in die richtige Bahn gesteuert; AR kennt beispielsweise das Problem, sich mit allen anderen AR zu verständigen. Und AR handelt zielgerichtet im eigenen Interesse, wenn die Besten (Führungsfähigkeit, Fachwissen, Sitzfleisch.) zu "politischen Geschäftsführern" ernannt (gewählt) werden. Kompetente GF zu oberschlau? Wollen wir Armleuchter? Eben. Einige ehrgeizige AR wollen selber? Gut, es gibt genügend andere AR. Alle sind ehrgeizig? Noch besser: persönliche Kompetenz, um andere Ehrgeizige zu mehr Kompetenz herausfordern ist Wettbewerb in der liberalen Wettbewerbspartei; das wollen so liberale Wähler.

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Heiteres