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D'land sozialdegeneriert?

Stand: 15. Januar 2007, 14:00 / 07.06.04 / 26.05.04
letzte Änderungen kursiv gesetzt

Die soziale Degeneration der deutschen Gesellschaft

        Hinweis: Alle Links, die Polemik auslösen könnten, unterbleiben angesichts dem Primat das Thema mit großem Ernst zu behandeln.

Hartes Urteil. Für Beleidigung, Schlechtmachen oder Polemik ist bei diesem Thema kein Raum.

Hochgradig sozialdegeneriert soll nüchtern-sachlich einen Zustand beschreiben. Endzustand: Soziozid, gekennzeichnet durch die Hypertrophie des Gesellschaftsvertrages (Rechtsordnung), die sich durch zunehmende Lähmung von Millionen ankündigt und im Kollaps endet. Keine Sorge: Enden kann. Problem ist, dass der Zustand sozialer Degeneration Erwerbswillen millionenfach beeinträchtigt und etwa im Streit um die beste Regelung, das beste Instrument, u dgl., Energie von Individuen in allen Funktionen (Berufen) der arbeitsteiligen Gesellschaft unnütz vergeudet werden ... nur weil einige, Sozialingenieure, meinen, eine menschliche Gesellschaft könne gebaut, konstruiert werden.

Wie es dazu kommt, ist oft beschrieben. Da Zukunft unbestimmt ist, versuchen Einzelne immer wieder (a) die Regeln des Geschehens herauszufinden (Sozialisten, Nationalisten) oder (b) Werte zu bestimmen, denen auf das das Geschehen, d.h., das Verhalten der Individuen im Voraus bestimmt wird (Konservative).

Beispiele sind die Idee des dialektischen Materialismus (wegen fehlender Akzeptanz und historisch dokumentiertem Scheitern in der praktischen Politik, neben anderen Gründen, als soziale Gerechtigkeit verharmlost) oder die Überhöhung des Phänomens der Familie.

Dabei sind soziale Gerechtigkeit und Familie Erscheinungen bzw. Anliegen, die im Kern mit ein wenig Gemeinsam (common sense) ausreichend beachtet und von keinem Individuum mit Wirkung auf ein oder viele andere Individuen mutwillig missachtet werden.

Also:

Degeneration, lexikalisch: Entartete Zellen in einem (biologischen) Organismus, perspektivisch nicht lebensfähig. Etwas ausführlicher ungekürzt gemäß Bibliogra- phisches Institut & F. A. Brockhaus AG (2001): “Die Abweichung von der Norm im Sinne einer Verschlechterung in der Leistungsfähigkeit und im Erscheinungs- bild bei Individuen, Organen, Zellverbänden oder Zellen. Die Degeneration kann auf einer Änderung der Erbanlagen aufgrund von Mutationen, Inzuchtschäden, Domestikation oder Abbauerscheinungen (durch natürlichen Verschleiß, Nichtge- brauch bestimmter Organe, Altern, Krankheiten) beruhen”.

Auch (unsere) Gesellschaft, zumal hoch-arbeitsteilig, hoch-komplex, hoch-zählig ist ein Organismus. Unsere Gesellschaft, sozialdegeneriert, ist, so wie gewach- sen und heute konfiguriert, nicht überlebensfähig.

Das Prinzip der Sozialwissenschaftlichen Unbestimmtheit wird zweifach erkennbar:

  1. Wir kennen den weitere Evolution "des Befundes" (i.S. von Zustand) u.a. deswegen nicht, weil der Grad der Degeneration nicht gut genug abschätzbar ist; es sind schließlich wir selbst, die diesem Zustand verfallen sind.
  2. Machten wir uns bewusst (also kollektiv gelernt), dass "diese Gesell- schaft" hochgradig degeneriert ist und der Zustand sich laufend verschlim- mert, änderte sich unser Bewusstsein: Wir würden und werden dann ganz bestimmt - allerdings nur dann - reagieren. Sogar noch “5 Minuten vor zwölf”. Zwar ist ein gewisser Kulturpessimismus unvermeidbar, zu Fundamentalpessimismus besteht dennoch kein Anlass. Seien wir also optimistisch.

Um die doch-noch-Überwindung geht es. Der Bezugsrahmen.

Gesellschaft , organisiert durch nichts als Erfahrung und Wissen, ist eine Men- ge von Menschen. Nur Wissen (im Grenzfall auch Null-Wissen) bestimmt indivi- duelles Verhalten, damit das Verhalten des Organismus, damit der Gesellschaft überhaupt. Gesellschaft verändert sich demzufolge im "Sekundentakt" - tagsüber schneller als zu nachtschlafender Zeit.

Zwecks Veranschaulichung sei gedanklich auf das Modell der Urgesellschaft zu- rückgegriffen: In relativ kleinen Gruppen, jedoch stets kollektiv, besorgten die In- dividuen ihre Nahrung und Schutz. Ausgenommen Kleinkinder, Hochbetagte und Schwerkranke trugen alle gemeinsam zu kollektiver Stärke bei. Wurde ein Mit- glied schwach, wurde die Gruppe schwächer. Schon deswegen war gegenseitige Unterstützung sinnvoll - dem intra- und intergenerationellen Überleben geschul-
det. Menschen hängen von einander ab, ergänzen sich. Dies zeigte sich daran, dass Gesellschaft, schon immer Erwerbsgesellschaft, nur unter der Vorausset- zung funktionierte, dass die Anzahl der Individuen, abhängig von spezifischen situativen Faktoren, eine kritische Menge überschritt;

auch dann, wenn die Anzahl der Individuen stetig weiter zunimmt? Jedenfalls gab es Gewerbe (Ökonomie) schon bevor Staat, die Erfahrungs- und Wissens- klammer, erfunden wurde.

Deutschland heute, auf dem Weg in den Soziozid.

Totes Biomaterial zerfällt. Seine Bestandteile, etwa die Elemente C, H, O, N, S und P, werden in einfache Verbindungen der leblosen Natur segregiert.

Bis zu 12 (von 83) Millionen Einwohner, leistungsfähige Individuen, sind systema- tisch von gemeinsamem Erwerben (gemeinsamer Leistungserbringung) ausge- schlossen. Andere müssen entsprechend mehr-leisten und entsprechend, über Steuern, intrafunktionell oder interfunktionell, mehr-abgeben. Wird die Entwick- lung seit beispielsweise 50 Jahren nachvollzogen, hat in Deutschland die Segre- gation von Leistungsträgern und Marginalisierten stetig zugenommen. Auch das dornige Ausländerproblem, in diesem Zusammenhang als Erscheinung der Se- gregation (Zerfall) bewusst gemacht, muss geistige Gänsehaut hervorrufen: Bewusst-absichtlich haben wir unsere heutigen Einwanderer gewollt, weil - es ist entsetzlich - wir alle mehr Wohlstand wollten, also/und profitierten. Was damit auch gewollt war, ist die, anfangs unvermeidliche, sozioökonomische Segrega- tion der damaligen Gastarbeiter; trotz bemerkenswerter Erfolge (bald 60.000 Selbständige türkischer Abstammung) ist die Integration, d.h., Nicht-Segregation, Stückwerk geblieben. Es ist noch mehr: Der “soziale Fortschritt” ist, noch heute, ein gutes Stück auf Kosten der Einwanderer gebaut. Es darf nicht aus dem Blick verloren werden, dass "Deutsche" bestimmte einfache Tätigkeiten aufgaben oder/ und beruflich, sozial und ökonomisch "befördert" wurden; Gastarbeiter, heute Einwanderer, besetzten die Lücken in der Truppe des ökonomischen Fußvolkes. Viele sind stolz auf unser realisiertes deutsches bzw. europäisches Sozialstaats- modell. Wurde die Segregation der Einwanderer bloß verdrängt, ist sie besonders deswegen ein relevanter Aspekt unserer sozialdegenerierten Gesellschaft.

Die Segregation wird verstärkt durch die vorherrschende politische Propaganda, die leistungslose Anspruchsmentalität mit dem wesentlichen Argument kataly- siert, dass viele Menschen lediglich zu Teil-Leistung Fähigkeit u. Chance haben. Zugegeben, die grundsätzlich nicht zu überwindende strukturelle Schwäche der Demokratie, Resultat des gewollten Parteien- und Politikerwettbewerbes, wird auch in 100.000 Jahren veritablen Funktionärskasten die Existenz unter Einsatz des "Instrumentes" soziale Tränendrüse sichern. Aber:

Schon die Urgesellschaft kannte, wie ausgeführt, Umverteilung. Immerhin ist Schutz der Schwächsten, Selbstschutz der Gesellschaft. In Deutschland aber wurde bei nicht definierter finaler Zielsetzung Umverteilung sogar Schwer- punkt von Parteiprogramm und politischer Aktion. Staatlich administrierte Umver- teilung hypertrophierte "Staat", generierte etwa die Sozial- und Arbeitslosenin- industrie. Unverzichtbarer innerer Friede bindet Ressourcen, gewiss. Zwar sind sog..”Sozialsysteme”, Stabsabteilungen der Gesellschaft unverzichtbar, also nützlich, aber zu Produktion und Erwerb tragen sie “physikalisch” nicht bei. Leis- tungsdruck aber wird, da viele aus der Produktion ausscheiden, weiter verstärkt. Produktivitätssteigerung durch Rationalisierung kompensiert dies zwar teilweise - aber dadurch wird, pauschal, der Leistungsdruck ebenfalls verstärkt. Leistung ist nun unbequeme Last; weitere Individuen kommen nicht mit. Marginalisierung wird angesichts der Anspruchsstandards obendrein tendenziell attraktiver. Zusätzlich erhält die Infektion der Schwarzarbeit Auftrieb. Der Prozess “spiralisiert” und wird dennoch systematisch unter dem Paradigma der Sozialgerechtigkeit weiter be- schleunigt. Bis in die Gegenwart (Stand 31.12.06).

Unsere Kanzlerin, Angela Merkel, sagte Anfang 2007 die Menschein seien sehr erfinderisch. Wenn unschädlich für die Höhe des ALG II Zuverdienst vorgesehen (“erlaubt”) werde, dann würden viele eben so viel arbeiten. Mehr aber nicht, weil die Förderung verloren ginge. .

Die staatliche Sozialpolitik (analog das Wirken der Gewerkschaften) ersetzt Mensch-Mensch-Beziehungen systematisch durch Mensch-Staat-Mensch-Bezie- hungen. Persönliche Kontrolle und persönliche Leistungsgewährung, persönliche Entlohnung, kurz das persönliche Beziehungsgefüge der Urgesellschaft ist viel- fach ausgeschaltet. Die verstärkenden Ligaturen der arbeitsteiligen Gesellschaft kompensieren den Effekt nicht. Moderne Zivilisation hat zusätzlich sozial desin- tegrierende Wirkungen.

Wir haben zu viele, die etwa "Politik gestalten" wollen. Sie befassen sich bis heute mit dem Ausbau der M-S-M-Beziehungen, die das “Europaische Sozial- staat-Modell” konfigurieren - und damit die produktiven Kräfte in der Gesellschaft dezimieren und zu allem Überfluss die noch vorhandenen lähmen. Wenn Bun- despräsident Rau und die Kandidatin für das Amt Frau Prof. Dr. Gesine Schwan im Frühjahr 2004 die Selbstverständlichkeit vom Primat der Politik, sicherlich mit politischem Hintergedanken, ausdrücklich adressieren, dann sollten wir von dem Glück sprechen, dass Wirtschaft und infolgedessen die staatliche Finanzpolitik - schon seit Jahren - unübersehbare Warnsignale senden ...

Resultat:

Soziale Bindungen zerfallen zunehmend; zu viele sind Zaungäste der Erwerbsgesellschaft. Außerdem besteht der Verdacht (dieser Punkt wird später Liberalen Tagebuch noch behandelt), dass die Organe der Gesell- schaft funktionell aus dem zur Kooperation unverzichtbaren Gleichge- wicht gefallen sind.

Das alles ist die soziale Degeneration und Sozialdegeneration der Gesellschaft. Sie kann im Soziozid enden.

Mensch-Mensch-Beziehungen müssen, ohne Zweifel behutsam, die depersonali- sierten, anonymisierten Mensch-Staat-Mensch-Beziehungen ersetzen. Freiheit erhält neben der herkömmlichen Recht-Komponente eine Pflicht-Komponente: Frei zu handeln, sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern, damit dazu beitragen, dass das gesellschaftliche Beziehungsgefüge wieder aufgebaut wird, ist damit ein Gebot von Ethik.

Liberalismus und liberale Geisteshaltung stoppen früher-heute-künftig die soziale Degeneration und die Sozialdegeneration. Jenseits liberaler Ideale ist erforderlich, dass per rationalem Kalkül der Konstruktivismus überwunden wird. Hajek hat beschrieben, was nicht funktionieren kann. Wenn Totalitarismus nicht erwünscht ist, dann gibt es bezogen auf Deutschland keine andere Wahl als den Arbeitsinput zügig zu erhöhen, den Anteil des Sozialetats am BIP entschlossen-gezielt, gleichwohl behutsam zurückzufahren und den Sozialetqat entsprechend den heutigen Gründen für Marginalisierung in das bzw. im Prekäriat umzuschichten.

Zwar steht unser Soziozid nicht unmittelbar bevor, aber dennoch ist es zweckmäßig und wünschenswert so wie so, diese Gefahr (das Gegenteil von Chance) zu vermindern. Beweisführung für diese These: Millionen prüfen sich und entsprechend unterschiedlich sind die Begründungen.

 

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