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Leitbild für Bildung
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Stand: 15. April 2002, 18:00

Bildung wozu?

Liberale wollen Bildung, damit jedermann geistig und ökonomisch auf eigenen Füssen zu stehen kommt

Nicht jeder kann, nicht jeder soll Verkäufer, Kassierer, Verkaufsleiter, Maurer, Kanzler, Professor, Postbote, Funktionär, Koch, Schlosser, Chauffeur, Lehrer oder Putzmann werden. In der arbeitsteiligen Gesellschaft gibt es zahllose Berufe, die jeweils spezifische Bildung/Ausbildung erfordern. Es muss aber nicht heute, etwa ein für alle mal, entschieden werden, in jeweils welchem Alter unsere Jungen mit der berufsspezifischen Ausbildung beginnen und enden sollen.

Zunächst wird klar: Ausbildung ist zweckmäßig. Wenn wir viel wissen, tun wir uns mit dem “Geld verdienen” leichter, sind außerdem eher in der Lage, denen zu helfen, die den Anschluss bekommen wollen. Ist das alles?

Bildung sollte auch Spaß machen. Bildung ist heute mehr denn je Lebensinhalt. So viel Interessantes ist zu entdecken.

Es gibt noch viel mehr. Wollen wir unternehmen können, wollen wir Untertanen sein, wollen wir Bürger sein, wollen wir Funktionäre werden, wollen wir Mitglieder in Massenorganisationen sein, weil wir selber im Erwerbsleben nicht klarkom- men, wollen wir Aktionäre sein, wollen wir unsere Ersparnisse auf staatlich ge- sicherten Konten zu 3 % p.a. aufbewahren, sollen andere uns zwingen für später zu sparen, sollen wir etwas von gesundheitlicher Vorsorge verstehen, wollen wir mit unserem Einkommen wirtschaften können, etwa Grundeigentum erwerben und erhalten, wollen wir komplizierte Vertragsverhältnisse eingehen? Oder wollen wir ein Leben von der Stange absolvieren? Oder wollen wir gestalten, hierbei lernen und wissen wie unsere Freiheit mit der anderer Menschen verträglich ist? Wollen wir unseren Politikern qualifiziert Aufträge erteilen, Politiker qualifiziert überwachen können, Politiker im übrigen überhaupt verstehen? Wie kontrolliere ich den Leiter des Unternehmens in dem ich arbeite und an dem ich außerdem beteiligt bin?

Der Mensch hört nie auf zu lernen. Aber die Grundausstattung besorgen Eltern und hierbei hilft die Gemeinschaft . Es geht um die Lebensphase in der schlechterdings der Einzelne keine Chance hat sich zu orientieren, sich zu ent- scheiden. Sagen wir durchschnittlich bis zum 15. Lebensjahr. In diesem Lebens- abschnitt finden entscheidende Prägungen statt. Deswegen muss der Lehrende im Dienste von Menschenwürde Zurückhaltung üben. Was ist denn, wenn die Lehrinhalte auch nur teilweise “falsch” sind? Einheitsausbildung darf nicht stattfin- den. Allein das Irrtumsrisiko ist zu groß. Typisch Liberalismus, der Gedanke der Dezentralisation. Was wissen wir über morgen? Sehr wenig. Die zentrale Büro- kratie, auch die noch so gutmeinende, kann es nicht besser wissen als viele Einzelne. Also ist über Inhalte lebensnah, flexibel reagierend im Wettstreit um die beste Lösung zu befinden. Darüber, dass Bildung/Schule Menschenwürde, Selbstbestimmung und Kulturtechnik vermitteln muss, ist doch eine “zentrale” Entscheidung längst nicht mehr notwendig. Und zum “Wie” ist voranstehend schon einiges dargelegt.

Es scheint im Rahmen der Zentralisation der Entscheidung über die Inhalte ein Tabu zum Leitbild von Bildung/Schule zu bestehen. Totschweigen, zerschweigen, keine schlafenden Hunde wecken. Bildungspolitik ist als Allgemeinplatz formu- liert, behandelt die Themen der Akteure der Branche, zu wenig die der Kunden. Sind wir mit den entsprechenden Resultaten zufrieden? Die Sozialisierung der Bildung hat die Sozialisierung der Verantwortung gefördert; in einer Frage, die weder rational noch mit Treffsicherheit entscheidbar ist. Verkehrte Welt.

Vielfach besteht die Erfahrung, dass Schule nur Hilfssherif der Bildung sein kann. Sind Lehrer im Durchschnitt real überfordert oder nicht? Aber die Verantwortungs- losigkeit von Eltern ist offenbar akzeptiert. Die “sozial Schwachen” ... Richtig, einverstanden. Muss deswegen die große Mehrheit der Kinder auf das “niedrige- re” Niveau herabsozialisiert werden? Etwa wegen der sozialen Gerechtigkeit? Das ist eine bedenkliche soziale Gerechtigkeit, wenn die Konsequenz ist, Poten- ziale zu verschütten. Zu Ende überlegt: Das ist das totale Programm für die perspektivisch totale kollektive Chancenbremse und Armut. Wegen der Gerech- tigkeit? Also Schluss mit lustig. Zum Thema Leitbild sind Tabus zu brechen, die Diskussion mit Konservativen und Sozialisten, die seit ca. 40 Jahren aufgrund anderer Mängel/Probleme die konzeptionelle Flughoheit innehaben, muss offensiv geführt und durchgezogen werden.

Es mögen die Konservativen Angst gehabt haben, die Diskussion zu führen. Warum eigentlich? Wir sehen doch wie Sozialisten sich verrennen, in Wider- sprüche geraten. Besonders in der Bildungsbranche ist nicht jeder Sozialist, der als solcher sich selbst bezeichnet. Oder wollen Konservative nicht, um Posi- tionen, transzendente Werte zu retten?

Es mögen die Sozialisten der Diskussion am liebsten ausweichen, um unauffällig Prozesspolitik für ihre Wertepolitik zu machen.

Also sollten die Liberalen die Flagge herausholen. Es wird, sobald die Flagge steht, ungeahnten Zulauf geben. Denn das Wissen, die Erfahrung und das Gefühl sprechen für die liberale Zielsetzung

Das Leitbild

Ist das Grundgesetz der Kern unseres Gesellschaftsvertrages, steht in den Artikeln 1-20 bereits eine Menge über das Leitbild für die Bildung junger Men- schen; selbstverständlich ist die Diktion für ein Leitbild der Bildung anders formu- liert als der juristische Text der Verfassung. Kulturtechniken sind zum Verstehen der Prinzipien des GG Voraussetzung. Es fehlen dann noch Lernelemente für das weitergehende Verständnis von Gesellschaft (etwa Fremdsprachen, Ge- schichte, Literatur, Philosophie) und Natur (Bewahren der Lebensgrundla- gen). Mathematik ist eine Klammer; die Diskussion über Umfang und Einbindung wird nie enden; weitergehende Überlegungen unterbleiben hier. Wär’s das?

Im GG wird die Formulierung einer Gesellschaftsordnung vermieden. Aber wir haben doch eine ganz konkrete Gesellschaftsordnung. Noch einmal: Das Thema könnte verkleistert werden bzw. bleiben. Aber das sollten wir nicht tun. Es bringt nichts, etwa Sozialisten und Konservativen die Diskussion zu ersparen. Schon das Führen der Diskussion wird die Dinge der Klärung nähern. Beispiel: “Ich be- nötige/erkämpfe eine Gehaltserhöhung von denen die das Geld haben, weil das mir zugeteilte nicht ausreicht”. Es ist nicht nötig darüber zu befinden, ob 50 oder 80 % der Menschen in Deutschland genau so denken. Gelehrte sind diese Mit- bürger mitnichten. Wieso sollten sie anders denken, wenn sie es nicht besser wissen?

Die Antwort ist komplex. Es muss hier stark vereinfacht werden.

Sollen die Menschen, einer wie der andere, also brötchenlike, durchaus verfas- sungskonform, zu Arbeitnehmern gebildet/geformt werden? “Du arbeitest, Du bekommst Lohn. Im übrigen wirst Du gerecht versorgt. Ich achte darauf, dass niemand zu viel bekommt. Prüfe und frage mich; Du bekommst von mir Antwor- ten und den Plan, dann weißt Du genau was kommt - in der Zukunft. Du musst überhaupt keine Angst haben”. Auf Belegen merkt der Standard-Mensch, dass “der Staat Geld bekommt”; aber das ist eine Fiktion, denn es zahlt dieser Mensch die Steuern nicht “an den Staat”; das ist Sache der Unternehmen, die haben schließlich das Geld/Kapital. Absurd. Es kommt noch etwas schlimmer. Einige kennen die Zusammenhänge etwas besser. Sie “bekommen” mehr - auf (verkraftbare) Kosten der anderen. Ihr Verhalten ist wie ein Verschweigen, denn wirklich verstehen die 50 od. 80 % mitnichten; aber das (unverzichtbare) staat- liche Gewaltmonopol erleben sie beim “Falschparken” oder den (unverzichtba- ren) roten Ampeln. Unser Arbeitnehmer weiß selbstverständlich, dass, um bei aktuellen Beispielen zu bleiben, es Quellen und Senken von Spendenquittungen und Flugtickets gibt; deswegen wollen viele Arbeitnehmer immer wieder von dem einen in den anderen Status wechseln. Problem: Wer wechseln darf, das bestim- men die Seienden; Ordnung muss sein ... Logisch, auf Basis von transparenten und objektiven Kriterien.

Resignieren? Niemals. Liberale Geisteshaltung. In der Ausbildung.

Als einige die “Sache” nach dem Abklingen der französischen Revolution verstan- den hatten, machte die Aufklärung Pause - bis heute. Also ist die Aufklärung fortzusetzen, d.h., wieder aufzunehmen. (Selbstverständlich behutsam.) Schon diese ersten Sätze in diesem Absatz beinhalten das Leitbild für die Bildung der Menschen in der liberalen Bürgergesellschaft. Der Wissensbedarf des Men- schen, der sowohl geistig wie materiell auf eigenen Füssen steht ist sehr, sehr hoch. Liberale sind nicht ohne Grund seit Jahrzehnten hinter dem Thema Bildung her. Konservative und Sozialisten, seit Jahrzehnten “an der Macht”, tra- gen das Thema Bildung wie eine Monstranz vor sich her. Aber für die Kunden der Bildungsbranche getan haben sie nichts, bestenfalls viel zu wenig; doch, sie haben Zwangslehrpläne mit teilweise nutzlosen Lerninhalten gefüllt. Lehrer haben einen “Arbeitsplatz”, das kostet Unsummen. Eltern sind entlastet; Schüler sind beschäftigt; Zeit verstreicht zu wenig genutzt. Zum sozialverträglichen Schulbe- trieb sei hier nichts ausgeführt.

Der autonome Mensch muss sehr genau wissen, was Angebot und Nachfrage ist. Die Markterfahrung jedes Kleinkindes ist positiv auszuweiten; ebenfalls ist das Konzept des Vertrages eine elementare Kulturtechnik; in der sozialen Um- gebung der Schulklasse kann dies geübt und optimal gelernt/erfahren werden. Das gleiche gilt für die Wirkung von Angebot und Nachfrage. Es gibt Märkte für alles: Güter, Geld, Ideen, also auch für Menschen als Träger von Ideen. Einige Menschen sind beliebt, andere weniger; auch dies ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Der Sinn für demokratisches Verhalten wird erkennbar. Am Markt kann gewonnen, auch verloren werden. Verlieren darf keinen sozialen Untergang zur Folge haben. Wer liegt und nachvollziehbar aus eigener Kraft nicht hochkommt, wird gehoben. Diese Pflicht hat eine höhere Priorität als herkömmliche Staatstreue . Auch im 3. Jahrtausend ist Vorratshalten ein wichtiges Thema. Menschen haben schon immer für weniger günstige Zeiten gespart, d.h., vorgesorgt. Mit anderen Worten: Ein Teil des Erarbeiteten wird abgezweigt etwa für Umweltschutz und, noch allgemeiner, für Investitionen. In der arbeitsteiligen Welt kann ex definitione nicht jeder die gleiche Rolle spielen. (Immerhin die SPD hat vorgelebt, dass nicht jeder Spendenquittungen bekom- men kann ...). Die arbeitsteilige Gesellschaft ist ein Organismus. Viele Orga- ne spielen zusammen, sind gegenseitig von einander abhängig. Jeder Mensch benötigt also eine hohes Maß von Verständnis, d.h., Wissen für die anderen Or- gane, sonst erkennt er seine eigene Bedeutung, den “Sinn seines Lebens” nicht. Alle diese Erscheinungen sind hochkomplex; wer sie “im Schlaf kennt” wird in der Gesellschaft mithalten können. In tausend Varianten kann spielend, über viele Jahre verteilt, das reichhaltige Wissensfeld Schritt für Schritt erschlos- sen werden. Es muss aber auch positiv getan, nicht nur verkündet, werden.

Vielleicht muss in den Schulbüchern das eine oder andere Märchen durch Texte aus dem realen Leben eines Bürgers in der Bürgergesellschaft ersetzt werden. Was macht es für einen Sinn zu träumen, wenn der künftige Erwachsene in der heutigen Welt nicht klarkommt? Es gibt ohne Zweifel ein Prioritätenproblem. Es mag sein, dass Erwachsene Sozialisten und Konservative das Leitbild für die Bildung in der liberalen Bürgergesellschaft nicht mittragen können.

Ein Kompromiss ist zu finden. Hierbei ist davon ausgehen, dass Liberale ihrer- seits ein sozialistisches oder konservatives Leitbild nicht mittragen wollen. Ist es wirklich so schwer den einzig gangbaren Kompromiss zu erkennen? Also, im Zweifelsfalle: Wir befreien uns gegenseitig von Fesseln, Reglementierung und Bevormundung. Schluss mit der bürokratisierten staatlichen Einheitsbildung. Eltern und später die Kinder entscheiden selber, wie die von ihnen selbst gewün- schte Bildung abläuft. Darüber gibt es bei der FDP Beschlüsse und Programme ohne Ende. Einige Thesen (Bildung Bund, dort weitere Links) wurden darüber hinaus im Liberalen Tagebuch veröffentlicht. Das muss alles also nicht mehr wiederholt werden.
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Einige Aspekte sind zur Abrundung noch zu behandeln.

Das Prüfungsunwesen. Worauf kommt es an? Auf den dokumentierten Ab- schluss oder auf das Wissen des Einzelnen? Das Dokument testiere doch das Wissen und schaffe Gleichheit. Aber die Fiktion von Gleichheit ist bekannt. Und wie gut ist denn die Korrelation zwischen Zeugnis und Wissen wirklich? Der oder diejenigen, die Verbindungen zu neu Ausgebildeten errichten, machen sich ohnehin ein Bild über ihren Kandidaten. Wer sagt, er könne, ohne wirklich zu können fällt sowie so auf sein Mundwerk. Sogar ziemlich schnell. Der praktische Nutzen der so genannten Zeugnisse ist in vielen Fällen nicht gegeben. Menschen haben selbst ein Interesse zu lernen; als letztes ist Staatskeule zur Motivation geeignet; sicherlich werden die Zeugnisse für ausgebildete Ärzte oder Statikinge- nieure noch lange überleben. In vielen Fällen ist die Prüfung als Entscheidungs- grundlage für den Einzelnen die Ausbildung zu beenden oder noch fortzusetzen sicher hilfreich. Aber der Einzelne hat keinen Bedarf für staatliche Sanktion. Querdenken schließt behutsame Prozesspolitik nicht aus.

Lebenslanges lernen. Menschen lernen so wie so. Der Nutzen einer positi- ven Einstellung zu lebenslangem Lernen wird vielfach unterschätzt. Lernen er- füllt im übrigen persönlich. Das Problem ist, dass zu viele - aufgrund des staatlichen Prüfungs- und Zeugnisunwesens - gezwungen sind, sich von Pädagokraten nutzlos vollquatschen zu lassen. Sicher, viele haben auch das überlebt. Aber es muss doch nicht sein. Wir leben nicht zusammen um uns gegenseitig auf den Wecker zu gehen. Was spricht dagegen, dass der eine seine juristischen Kenntnisse im 8semestrigen Frontalunterricht, der andere im Laufe 10jähriger Praxis erwirbt. Woraus ergibt sich die Gewissheit, dass der erste Weg der “bessere” ist? Das von Rainer Brüderle geprägte Wort “Unfugpo- tenzial” meldet sich aus dem Gedächtnis.

Die staatlichen Bildungsinstitutionen. Diese Frage wird allmählich zum Ärger- nis. Über Sozialisten und Konservative ist hier im Liberalen Tagebuch schon viel gelästert worden. Im Großraum Buenos Aires gibt es hunderte ausschließlich mittelständige, sehr erfolgreiche Bildungs- und Schulunternehmen. Beachtens- wert wie sogar wenig gebildete Eltern auf die Qualität der Ausbildung achten. Vorbildlich wie Inhaber und Mitarbeiter dieser Unternehmen darauf achten, ihren Kunden ein ordentliches, vertragsgerechtes Produkt zu liefern. Aber unsere So- zialisten, Konservative, Bevormunder und Besserwisser werden ihrer Bezeich- nung stets gerecht: Sie meinen, es besser zu wissen und schikanieren gestützt auf Staatsgewalt ihre Mitmenschen. Derweil träumt der OMM von der guten Stim- mung bei Wirtschaft und “Bevölkerung”.

Nein danke. “Ich” erzeuge “meinen Strom” persönlich, wähle ganz klar nur FDP.

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Bildung Bund