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Stand: 11. Februar 2005, 8:00 / 08.10.04

Nur robuste Systeme überleben,

der Titel eines Aufsatzes von Bernd Ziesemer, HB, 08.10.04

Zitate:

“Aus den Naturwissenschaften könnten unsere Politiker viel für ihre Sozialreformen lernen. Zum Beispiel über die Gefahren der Komplexität.

...

In der Natur wie in der Technik überleben nach den Untersuchungen von Gilles auf Dauer nur „robuste Systeme“, die auch beim Ausfall einzelner Komponenten weiter funktionieren.

In der Natur wie in der Technik weisen „robuste Systeme“ mindestens drei gemeinsame Merkmale auf, analysiert der Wissenschaftler: Modularisierung, hierarchische Regelungsstrukturen sowie Diversität. Man kann sich diese drei Komponenten am Beispiel des Internets klar machen: Das Netz verbindet selbstständige Server unterschiedlichster Bauart, die jedoch nach festen Regeln miteinander kommunizieren. Eine Nachricht kann ihren Empfänger auf vielen Wegen erreichen. Das Gesamtsystem funktioniert höchst stabil, auch wenn einzelne Komponenten ausfallen. Ein Internet, das mit wenigen einheitlichen Großrechnern betrieben würde, wäre genauso wenig überlebensfähig wie ein Netz ohne klare hierarchische Regeln für die Vergabe von Domainnamen.

...

Im Prinzip sind die skizzierten Überlegungen also gar nichts Neues. Umso erstaunlicher bleibt jedoch die Tatsache, dass die Erkenntnisse der Systemtheorie bisher in der deutschen Debatte über Sozial- und Wirtschaftsreformen so gut wie gar keine Rolle spielen. Viele politische Lösungen widersprechen den Anforderungen an „robuste Systeme“ sogar diametral.”

Am Beispiel von Hartz IV, der Bildungspolitik und Gesundheitspolitik führt Ziesemer aus, wie Parlamente und Staatsverwaltung gegen das Prinzip der “Robustheit” systematisch verstoßen (Autonomie von Kommunen und Bildungseinrichtungen, Zentralisierung, Gleichmacherei)

weiteres Zitat:

Unser Gesundheitssystem steckt tief in der Komplexitätsfalle: Eine schnelle Lösung seiner Probleme wird schon deshalb unmöglich, weil niemand mehr den gesamten
Wirkungsmechanismus einigermaßen vollständig überblicken kann. ... Aus systemtheoretischer Sicht muss man schon deshalb gegen das rot-grüne Projekt einer Zwangslösung für die gesamte Bevölkerung (vulgo Bürgerversicherung) polemisieren, weil sie die große Fehlertoleranz eines Systems miteinander konkurrierender Kassen aufhebt.

...

Gute Sozialsysteme müssen die Folgen externer Schocks und interner Fehlanreize mitdenken und ausgleichen. Wer beide Faktoren von vorneherein ausschließen will, führt die Sozialpolitik nur noch tiefer in die „Komplexitätsfalle“. Vernünftige Sozialsysteme müssen aus systemtheoretischer Sicht das Kriterium einer lernenden Organisation erfüllen. Nur Wettbewerb (auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite) sorgt für schnelle Informationsrückkopplung. Systeme, die externe Signale zu langsam verarbeiten, sterben. Auch das kann man bei einem Einzeller studieren: Das kleine Bakterium Escherichia coli verfügt über 50 bis 70 Sensoren, die seine Entwicklung steuern”.
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Offene Mitteilung an unsere Parlamentarier:

Liebe Parlamentarier,

Nebenberufe sofort an den Nagel hängen; Schulbank in Sachen Mathematik, Systemtheorie, Kybernetik drücken. Und wenn Ihr das dann kapiert habt und wenn der
Gesellschaftsvertrag den neuen Erkenntnissen zufolge umgeschrieben ist, dann dürft Ihr wieder nebenberuflern.

(Politiker, wegschauen: Viele werden das nie kapieren). Also rauf mit den Gehältern, damit mehr Fachleute in die Parlamente wollen. Freiberufler gerne; aber keine Lex Freiberufler.

Ihr Liberales Tagebuch
 

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Theorie