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Stand: 3. August 2006, 10:00 / 07.10.05 / 05.03.05 / 21.11.02

Der verkrustete Arbeitsmarkt

Brotkruste schmeckt vielen. Aber Arbeitsmarktkruste nicht. Also muss die Ver- krustung des Arbeitsmarktes überwunden, besser noch: Bekämpft werden; wie anders könnte D’land sozialgerecht modernisiert werden? Eine wohl erforderli- che Maßnahme wird sein, das Dorf zu vergrößern, damit die Kämpfenden, sozial- gerecht, ihre Krustensau weiterhin ungehemmt durchs Dorf treiben können; es tanze der Kongress – denn nach uns kommt die Flut der Sünde. So wie so.

Nun haben Getöse, Getümmel und Kampfgeschrei, insbesondere in sozialstaatli- cher Aufmachung politisch „ungemein hilfreiche und praktische“ Auswirkungen: Keiner weiß nämlich mehr so ganz genau was das ist, der verkrustete Arbeits- markt. Die BDA hat vermutlich noch am ehesten eine Vorstellung „davon“. Aber alle miteinander, Grünrot (einschl. SPD) vorneweg, die CDU/CSU, eben die BDA und wer weiß wer sonst, stellen ganz staatsmännisch fest: Der Arbeitsmarkt ist sehr verkrustet; dagegen ist heldenhafter Kampf angezeigt und ganz besonders wichtig: Anzukündigen.

Bald jeder sozialistische Standard-Politiker führt solche Kämpfe in der Parole; auch Wolfgang Clement, Superminister ohne Superprogramm; das ist derjenige, der Fehler sogar im Regierungshandeln ausmacht und damit völlig neuen Sound – leider nichts als – andeutet. Nun ja, wir haben verstanden: Schließlich muss jeder auch nur halbwegs vernünftige Kanzler in spe bei Zeiten kampferfah- rene Vita im Portefeuille nachweisen können – Glaubwürdigkeit gibt es nicht im Kaufhaus und hartgesottene Gewerkschafter wollen Blut sehen ... zahlen sie doch immerhin mit der Treue früherer deutscher Landser.

Nun kennen wir diesen Karl Valentin(+), der meinte in etwa: “Mögen hätten sie schon wollen, aber dürfen haben sie sich nicht getraut”: Fakt: Arbeitgeber ver- brauchen für Arbeit zu viel wertvolle EURO-Kohle, wovon, oh Schreck, unser Arbeits-Michel unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer als Individuallohn nur 50 % „bekommt“; die anderen 50% werden getreu dem Goethe-Motto „die Kirche kann dies gut vertragen“ als Kollektivlohn sozusagen rechtsstaatlich eingestri- chen. Bloß, wie sage ich es dem Kinde? Dabei ist es gar nicht so schwer zu wissen, welche Faktoren, Arbeit so teuer ... äh, “wertvoll” machen, wenn Arbeits- Michel unter Dienstvertrag beschafft, produziert, verkauft oder verwaltet. Schaumama was Sozialstaat und soziale Marktwirtschaft im Rahmen von Sozialversicherung, Sozialkosten, Personalnebenkosten, Personalkosten alles so vorsehen:

Bestandteile der Lohnkosten . 

C.C. von Weizsäcker definiert (Logik der Globalisierung, Göttingen 2000, S. 62) Individuallohn (in bar an den Arbeitnehmer ausgezahlt) und Kollektivlohn (
Lohnbestandteile die durch öffentliche Kassen fließen). Ausgenommen der Lohnbestandteil nach dem Senioritätsprinzip werden im Folgenden dem Kollektivlohn auch die innerhalb des Unternehmens unentgeltlich verteilten Personalkosten zugeordnet. Klar wird dann, dass aus ordnungspolitischer Sicht gegen Kollektivlohn prinzipiell keine Einwände zu erheben sind. Innerhalb jeder Gemeinschaft (Gesellschaft, Unternehmen, usw. ) werden aus rein praktischen Überlegungen stets Ertragsbestandteile (im Unternehmen Teile des Mehrwertes) “unentgeltlich” (wörtlich gemeint) ausgetauscht. So ist es beispielsweise sinnvoll, dass die Mitglieder eines Staats-Gemeinschaft sich untereinander gegen die schweren Krankheiten (große Schadensfälle sprengen fallweise die Finanzkraft des Einzelnen) versichern; ebenso sinnvoll sind sog. betriebliche Sozialeinrichtungen aller Art. Da allerdings jeder Cent Kollektivlohn den Individuallohn entsprechend senkt (andernfalls beispielsweise Inflation), steigt die Gefahr, dass der Einzelne den Zusammenhang zwischen seiner Leistung und dem Lohn nicht mehr erkennt. Problematisch also ist in Deutschland der hohe Anteil des Kollektivlohns zumal die individuelle Gestaltung einer Kranken- oder Renten-Pflichtversicherung für alle Beteiligten (“Betroffenen”) die bessere Lösung wäre.

        Abkürzungen:

        AN = Arbeitnehmer, AG = Arbeitgeber,
        = vom Unternehmer - überwiegend gesetzlich vorgegeben -
             verteilter Kollektivlohn,
        = aufgrund der Tarifverträge verteilter Kollektivlohn
        = über die Staatsverwaltung verteilter Kollektivlohn,
        I  = Individuallohn

1

(ausbezahlter) produktivitätsbasierter Nettolohn, einschl. Netto-Anteile von Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Gewinnbeteiligung und andere Prämien

I

2

nicht produktivitätsbasierter Nettolohn nach dem Senioritätsprinzip

I G

3

Kosten der Urlaubsvertretung

U

4

Kosten zur Verwaltung wechselnder Arbeitszeit

U

5

Einkommensteuer

S

6

Solidarbeitrag zur Wiedervereinigung

S

7

AG+AN-Beitrag zur Rentenversicherung (2006: 19,5% v. Brutto)

S

8

AG+AN-Beitrag zur Krankenversicherung (2006: ca. 15% v. Brutto)

S

9

AG+AN-Beitrag zur Arbeitslosenversicherung (2006: 6,5% v. Brutto)

S

10

AG+An-Beitrag zur Pflegeversicherung (2006: 1,7% vom Brutto)

S

11

Beitrag des AG zur Unfallversicherung der Berufsgenossenschaft

S

12

Beitrag des AG zum Pensionssicherungsverein

U

13

AN-Beiträge zu steuerbegünstigten Lebensversicherung

U

14

Beiträge zur “Riester-Rente”

S

15

AG+AN-Beiträge zur betrieblichen Pensionskasse

U

16

laufende Rückstellungen für (eventuelle) Kündigungen

U

17

sonstige Kündigungskosten, u.a. Beschäftigungsgesellschaften, Produktivitätsabfall

U S

18

vom AG getragene Umzugskosten des AN

U S

19

vom AG getragene tägliche “Fahrtkosten”

U S

20

Kosten der Teilzeitverwaltung

U

21

Erziehungsurlaub und Beschäftigungsverbote nach §3 MSchG

S

22

sonstiger Aufwand nach Mutterschutzgesetz (MSchG)

S

23

Aufwand gemäß Schwerbehindertengesetz

S

24

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

S

25

Aufwand für Betriebsrat nach Betriebsverfassungsgesetz (Löhne und Sachkosten)

S

26

Betriebliche Sozialeinrichtungen: Kantine, Toiletten, Getränke-Automa- ten, Parkplätze

U S

27

Sonstige Sozialeinrichtungen: Unterstützungseinrichtungen, Werkswohnungen, sportliche und kulturelle Förderung

U S

28

Fortbildung

U

 

 

 

 

Addition der Nr. 1-28 ergibt Summe der Lohnkosten

 

Neben den o.a. (2-28) Vorkehrungen sind folgende Wirkungen auf die Dynamik des Wettbewerbslohnes (= Individuallohn + Kollektivlohn, Weizsäcker, S. 61 u. 63: Lohn, der sich im internationalen Konkurrenzkampf “herausbildet”) und damit auf die Lohnkosten hervorzuheben:

Ertragstarke Unternehmen sind an hohen Löhnen für alle (also auch die er- tragsschwachen Unternehmen) interessiert, weil ertragsschwächere Unter- nehmen schneller ausscheiden und dann die Produktpreise steigen (kön- nen),
Gewinneinbußen wieder eingespielt werden. Das Monopol kommt ent- gegen der traditionellen Lehre also nicht durch Drehen an der Preisschrau- be, sondern sozialgerecht, über das Drehen an der Kostenschraube.

Da also drückt unsere Krustensau-Treiber der Schuh. Logo: Es ist eben nicht vertretbar „Arbeitgeber-Vorteile“ dadurch zu realisieren, dass Arbeitnehmer künftig ihr Toilettenpapier selber finanzieren – so privat-intim der Zweck des Produktes auch immer sein mag; es darf auch nicht mit der Fortbildung gespart werden; Beitrag zu Gesundheit „sparen“? Mensch, wollen Sie, dass die Menschheit aus- stirbt? Auch kann nicht ernsthaft erwogen werden, der legendären Kranken- schwester, Gesundheitssystem schon genug gebeutelt, den Kündigungsschutz zu streichen. Und es muss mal überlegt werden, wie am Mittelmeer die Konjunk- tur, ganz germanlike zusammenbräche, wenn deutsche Urlaubsansprüche ge- strichen würden. Oder Weihnachtsmann sparen, also mit Kirchen anlegen? Nein Danke. Vielleicht die Einkommensteuer abschaffen? Wie soll denn dem OMM das Gehalt gezahlt werden und wovon sollen MVA (Füllen von SPD-Parteikas- sen mit den entsprechenden NA) gekauft werden? Sogar die Luftraumüberwa- chung, wenn dereinst die Amis Richtung Bagdad hier vorbeidüsen (Stand 21.11.02), kostet Geld.

Geht nicht. Geht nicht. Geht nicht – Wohin man greift. Verklemmte un-liberale Welt. Wirklich?

Ein Teil o.a. Personalkosten – heute vielfach Gewohnheitsrecht – wurden in der Zeit der Hochkonjunktur erfunden. Damals waren Arbeitskräfte noch weniger zu bekommen als heute ein paar ehrliche Politiker. Später haben Betonsozialisten per Streikdrohung und sozialgerechter Modernisierung dem Esel ein weiteres Paket nach dem anderen zusätzlich aufgeladen; gemäß Versprechungen der Wahlkampagnen 1998 und 2002 sollte das eigentlich munter so weiter ge- hen. Nun merken sogar Krypto-Grünrote: Die Gekniffenen sind zunehmend Arbeitnehmer. Es war längst zu viel des Guten geworden. Arbeitnehmer aller- dings wüssten ganz genau, was verzichtbar ist, welche Maßnahmen also ange- zeigt wären. Aber unsere Turbo-Neo-Sozialisten wollen noch immer nicht nach- geben ... das ist ja das geile an der Demokratie-ie ...

Also, Machos (auch weibliche): Dann kämpft man schön, denn dafür kriegt Ihr später als feine Zugabe Eure Gratisrente – erschuftet von weiteren Generationen treuer deutscher Landser. Wenn das man gut geht ...

Ach, und von Motivation zu erstklassiger Leistung, dem kleinen Extra des ver- krusteten Arbeitsmarktes, ist noch nichts notiert. Angesichts der nicht nachlas- senden Sozialneidkampagne (Herbst 2002: Vermögensteuer, Reichensteuer im Programm 2005 der SPD) arbeiten unsere wackeren Arbeits-Michel selbstver- ständlich, propagandainduziert, „mit Vergnügen“ für diese Kapitalisten, um denen das Profitkonto in solch schlechten Zeiten so prall zu füllen. Die SPD-Spitzenmannen haben ohne Ende Recht: Nicht nur Kanzler-Macher haben wir, auch Miesmacher, soziale, machen Kanzler.

Aber unsere sozialgerechte Krustensau, die quietscht:

  ... wider die Verkrustungen des teutschen Arbeitsmarktes ... !

Das LT: Lasst Arbeitnehmer selbst entscheiden.

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