Stand: 3. April 2005, 01:00
Zum Tod von Karol Wojtyla am 2. April 2005
Das waren 26 bewegende Jahre, die die Welt mit Karol Wojtyla als Papst Johannes Paul II erlebt hat. Karol Wojtyla hat diese Zeit allerdings selber bewegt
und sehr persönlich auch geprägt. Bemerkenswert ist der Instinkt, der den multinationalen Kardinalskonvent dazu bewegte, 1978 ausge- rechnet Karol Wojtyla zum Papst zu wählen. Die Erfahrung aus 2000 Jah- ren hat
sicherlich die Entscheidung der Kardinäle geleitet; aber die Füh- rungskraft von Karol Wojtyla war ganz bestimmt auch schon vor der Wahl erkannt.
Bemerkenswert, wie Karol Wojtyla die christliche Lehre so rational in Emotionen für Milliarden Menschen umgesetzt hat. In Köln sagte Karol Wojtyla am 15.
November 1980 "Wissenschaft rechtfertigt sich durch ihren Dienst am Menschen
und an der Menschheit"; deswegen ist auch seine Aussage so bedenkenswert: "... empfehle ich Ihnen besonders die Tugenden der Tapferkeit ... und der Demut mit der wir die
Endlichkeit der Vernunft vor der sie übersteigenden Wahrheit anerkennen".
Trotz der philosophisch so problematischen Grundlage der Christlichen (wie jeder anderen) Religion hat unter der Führung von Karol Wojtyla der Beruf des
Pfarrers in der heutigen Zeit zusätzliche Berechtigung und Be- deutung erlangt. Das ist eine große, nie endende Aufgabe.
Unvergessen, wie Karol Wojtyla aus fernem, finster erscheinendem und völlig entfremdeten Osten kommend im Dom zu Köln mit klar artikulier- tem
Führungswillen treffsicher und passend eine Lektion über aufgeklär- tes Denken erteilte. Ebenso aufgeklärt, sein poppersches Deutsch. Das ist der Kern der zu Beginn seiner Amtszeit geschaffenen Bindung zu vielen, vielen
Deutschen. Wären wir Deutschen andernfalls in der Lage gewe- sen, die geschenkte Wiedervereinigung so zu akzeptieren, wie die vier Siegermächte von 1945 sie letztendlich vorgegeben haben? Karol Wojtyla war der
Zeitgenosse aus Polen, der uns bereits 1987 sagte: " ... glaubt an die Zukunft Eurer Heimat." Geheimnisvoll, die Wissens-Grundla- ge für den Appell.
Diesen Menschen hat die katholische Kirche hervorgebracht. Eine Ge- meinschaft, die mit so ausgeprägter geistiger Disziplin agiert. In diesem Rahmen hat
Karol Wojtyla sich bewährt und die in ihn gesetzten Erwar- tungen vieler Menschen übererfüllt.
Auch aus der Perspektive lutherischer Mentalität ist zu hoffen, dass sein Nachfolger das Vermächtnis vom "Dienst am Menschen und an der Men-
schheit" fortsetzen kann. Weiterhin unnachgiebige Mahnung zu Frieden wird viel von dem erfordern, was Papst Johannes Paul II vorgelebt hat.
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